Off-University. Organisation für den Frieden e.V. wurde 2017 in Reaktion auf die Entlassung und erzwungene Kündigung hunderter Wissenschaftler*innen für den Frieden aus ihren Universitätspositionen gegründet. Eine der ersten Aktivitäten des Vereins war es eine Konferenz zu veranstalten, die harte Fragen zum Thema Frieden stellte. Vorträge im Rahmen der Veranstaltung beschäftigten sich mit der Existenz von Krieg, den Möglichkeiten, sowie der Notwendigkeit von Frieden, und gaben unterschiedlichen Stimmen für den Frieden Raum.
Aufbauend auf Off-University's Gründungsthema zielt dieses durch die Rosa-Luxemburg-Stiftung* finanzierte Projekt darauf ab, Ideen und Praktiken im Feld der Kritischen Friedensforschung in der Türkei weiter zu erforschen. Was meinen wir mit "kritisch"? Wie können wir unterschiedliche Formen des Wissens fördern und darauf hinarbeiten, traditionelle Perspektiven auf Frieden und Konflikt in der Türkei zu dezentrieren? Wie sollte eine Kritische Friedensforschungsagenda in der Zukunft aussehen?
Im Laufe des Jahres werden insgesamt sieben Forscher*innen dazu beitragen einerseits Antworten auf diese ersten Fragen zu finden und andererseits neue Fragen zu stellen: Zunächst wird sich ein Working Paper mit der existierenden Landschaft der Kritischen Friedensforschung in der Türkei beschäftigen. Einen Blick auf vergeschlechtlichte Aspekte von Frieden und Krieg wird eine Blogserie werfen. Weiterhin wird sich ein Online-Lab mit nicht-menschlichen Bereichen von Frieden & Krieg in der Türkei auseinandersetzen und eine Podcastserie wird kritische Ansätze zur Konfliktlösung in der Türkei beleuchten. So tragen alle Aktivitäten auf ihre eigene Weise sowohl dazu bei, sich mit den existierenden Realitäten von Kritischer Friedensforschung in der Türkei auseinanderzusetzen, also auch Visionen für die Zukunft zu formulieren.
Visionen für Kritische Friedensforschung in der Türkei:
"Meine Vision für Kritische Friedensforschung in der Türkei ist es, zu Arbeiten im Bereich des Peacebuilding im Allgemeinen, und insbesondere in Bezug auf die kurdische Frage beizutragen. Außerdem möchte ich Teil von Studien im Bereich der Kritischen Friedensforschungs ein, die einen Schwerpunkt auf Gleichberechtigung der Geschlechter legen und zur Literatur in diesem Feld beitragen." (Ferda Fahrioğlu-Akın)
"Wenn wir zivilgesellschaftliche Arbeit in der Türkei nach 1990 betrachten, gibt es zwei Bereiche, die großes Potential haben, um gesellschaftliche Klüfte zu überbrücken und zu Peacebuilding beizutragen: Studien, die sich mit Gender und Menschenrechten auseinandersetzen. Beide dieser Bereiche vereint eine bemerkenswerte Qualität, denn sie standen im Zentrum von Versuchen, unterschiedliche politische Standpunkte zu überkommen. Die gesellschaftliche Mobilisierung in diesen beiden Feldern aus einer kritischen wissenschaftlichen Perspektive zu untersuchen, und Wissen über sie zu produzieren kann daher einen wichtigen Beitrag dazu leisten, den kurdischen Konflikt zu lösen und Frieden zu etablieren." (Cuma Çiçek)
"Für uns sollte sich Kritische Friedensforschung als Teil des Kampfes gegen Rechtsverletzungen von Seiten des Staates mit den unsichtbaren Aspekten von Konflikten beschäftigen, die in Mainstream Diskursen der politischen und interpersonellen Beziehungen häufig vernachlässigt werden. Was hier unsichtbar ist, bzw. gemacht wird, sind die Erfahrungen, die sich bei Menschen angesammelt haben, die Krieg und Gewalt ausgesetzt sind, die Wege zu überleben und zu kämpfen, die sie entwickelt haben, sowie die alternativen Stimmen/Bewegungen /Räume, die sie trotz des Drucks von Seiten des Staates entwickelt haben." (Meral Akbaş & Özge Kelekçi)
*Finanziert von der Rosa-Luxemburg-Stiftung mit Mitteln des Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland. Diese Veröffentlichung kann von anderen kostenlos genutzt werden, solange auf die originale Publikation verwiesen wird. Der Inhalt dieser Veröffentlichung ist die Verantwortung von Off-University.Organisation für den Frieden e.V. und gibt nicht notwendigerweise eine Position von RLS wieder.